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Und was ist Ihr Erfolgsrezept?
China-Insider erzählen.

 

11/05

Interview mit Sven Meyer
Geschäftsführer der PR-Agentur one billion voices

Seit wann und inwiefern sind Sie geschäftlich in China involviert?

Seit über drei Jahren bin ich für die Public Relations im Bereich Tourismus für China tätig. Dies führt mich natürlich auch öfters im Jahr in die verschiedensten Regionen des riesigen Reiches. Besonders die Vielseitigkeit des Landes fasziniert mich immer wieder aufs Neue.

Nennen Sie mir eine Besonderheit im Umgang mit chinesischen Geschäftspartnern.

Will man mit Chinesen ins Geschäft kommen, wird man zuerst zum Essen eingeladen. Dort ist es üblich, dass der Schnaps noch vor dem Essen getrunken wird. Hier sollte man sich auf jeden Fall nicht zurückziehen. Denn erst nach dem fünften Schnaps zählt man als Freund, mit dem auch leichter Geschäfte getätigt werden können.

Eine Anekdote aus Ihrem chinesischen Geschäftsalltag?

Eine Journalistengruppe und ich wurden von einer chinesischen Provinz zu einer Pressefahrt eingeladen. Mit einem nagelneuen Bus, der extra für unsere Gruppe angeschafft worden war, wurden wir durch die ganze Provinz gefahren, um uns alle Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Während einer längeren Fahrt wurde es zur Mittagszeit sehr warm im Bus und so baten die ersten Journalisten die Klimaanlage einzuschalten. Ich wendete mich an den Reiseleiter, der dies auch sofort veranlasste. Eine merkliche Temperaturänderung war allerdings auch nach zehn Minuten nicht zu spüren. Also eine nochmalige Bitte an den Reisleiter. Dieser informierte auch sofort den Busfahrer und eine Diskussion auf Chinesisch begann. Nach einigen Minuten war mir klar, dass die Klimaanlage wohl offensichtlich defekt war. In einem neuen Bus durfte dies aber wohl grundsätzlich nicht passieren. Also erzählte man uns, dass man die Klimaanlage deshalb nicht anschaltete, damit wir uns nicht erkälteten, denn man wäre sehr um unsere Gesundheit besorgt. Das Gesicht zu wahren hat in China immer noch oberste Priorität. Genauso wichtig ist es jedoch, dass man sie das Gesicht auch wahren lässt. Demnach ertrugen wir die noch zweistündige Fahrt durch die Sonne und verlangten lediglich des öfteren eine Toilettenpause.    

Was fällt Ihnen zum Thema „Symbole in China“ ein?

In China hat fast alles eine Symbolik und sie besitzt dort einen viel höheren Stellenwert als bei uns. Da muss man zum Teil auch sehr aufpassen. Es gibt zum Beispiel in Peking am dritten Ring drei moderne Hochhäuser. Die Chinesen gaben diesen Spitznamen – wie fast allen modernen Bauten. Zum Beispiel heisst das Pekinger Olympiastadium „Vogelnest“ und das neue Nationaltheater Pekings „Spiegelei“. Diese drei Hochhäuser erinnerten die Chinesen allerdings an Kindersärge und nannten sie fortan auch so. Seitdem will kein chinesisches Unternehmen dort mehr einziehen.

Welche Tipps können Sie deutschen Unternehmern mit auf dem Weg geben?

Spontan sein und nicht alles im Voraus planen wollen. Es hilft sicherlich auch die deutsche Gründlichkeit zu Hause zu lassen. Es gibt im Übrigen mehr Fettnäpfchen in der chinesischen Kultur als wir Langnasen uns dies vorstellen können. Daher sollte man sich auf jeden Fall einem Experten anvertrauen, wenn man geschäftlich mit China zu tun hat und dessen Tipps befolgen. Merken die Chinesen einmal, dass man sich Mühe gibt, ihre Kultur zu verstehen und zu akzeptieren, sehen sie auch über viele Missverständnisse hinweg.

 

Ohne eigenes Erleben erwirbt man keine Erweiterung des Horizonts.

(Chinesische Weisheit)

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